Schwimmen für besondere Kinder

Uelzen. Wasser gegenüber war Maximilian immer skeptisch. Schon gar nicht hat er sich getraut, ins kühle Nass einzutauchen. Wenn er heute im Wasser ist, lächelt er und hat sichtbar Freude.

Bis dahin war es aber ein weiter Weg, denn: Der Sechsjährige ist ein besonderes Kind, das es nicht leicht hat. Sein Gleichgewichtssinn ist gestört, er hört und sieht schlecht. Seine Eltern möchten dem kleinen Uelzener trotzdem – so weit es geht – eine normale Kindheit ermöglichen. „Wir wollten, dass unser Sohn ein Hobby hat“, erklärt Susanne Meyn.

Da kam ihr die Idee mit dem Schwimmen. Von Anfang an war klar: Maxi kann nicht in einem normalen Kurs schwimmen lernen, er braucht Einzelbetreuung. Nach langer Suche mit vielen Hürden fand die Familie in Heiko Förstel einen Schwimmlehrer, der sich Maxi annahm und ihm schwimmen beibringt – mit großem Erfolg. Das Projekt ist in Niedersachsen einzigartig – und Maxi sozusagen das „Pilotkind“.

Bevor seine Mutter auf Heiko Förstel und seine Schwimmschule stieß, hat sie sich die Finger wund telefoniert: „Egal, wo wir angefragt haben: Niemand wollte das machen.“ Sie und ihr Mann hatten bei den örtlichen Schwimmbädern angefragt, doch wegen des zusätzlichen Personalaufwands konnte man ihnen dort nicht weiterhelfen. Bei manchen Vereinen gibt es zwar Schwimmgruppen für Beeinträchtigte, doch auch dort fehlte das Personal. Die Suche sei frustrierend gewesen. „Nicht einmal beim Kreissportbund konnte man uns sagen, an wen wir uns wenden können“, erinnert sich Susanne Meyn. Auch bei der Franziska van Almsick-Stiftung hat sie angefragt. „Die wollten uns helfen, kannten hier aber niemanden, der den Schwimmkurs durchführen konnte.“

Der entscheidende Tipp, sich an Heiko Förstel zu wenden, kam zufällig aus dem Bekanntenkreis. „Wir haben einen Termin für ein Probeschwimmen vereinbart und dann ging alles ganz schnell“, fasst der Schwimmlehrer, der einen zusätzlichen Aquapädagogik-Lehrgang absolviert hat, zusammen. Er sagt: „Grundsätzlich kann jedes Kind schwimmen lernen.“ Aber bei Kindern mit Handicap sei es natürlich schwieriger. Maxi beispielsweise benötige die dreifache Zeit im Vergleich zu einem gesunden Kind – und jede Behinderung sei anders.

Im Februar ging es los, seitdem trifft sich Heiko Förstel ein bis zweimal pro Woche mit Maxi zum Schwimmen. Oft gehen sie ins Badue, manchmal aber auch nach Ebstorf oder Bad Bevensen. „Im Thermalbad können wir wegen dem hohen Salzanteil im Wasser gut Schwebeübungen machen.“ Außerdem blieben die Einheiten für den kleinen Schwimmschüler so abwechslungsreich.

Mittlerweile hat er große Fortschritte gemacht. „Am Anfang hat er sich nur am Beckenrand festgehalten“, erinnert sich Heiko Förstel. „Heute schwimmt er fast ohne Hilfe – mitten im Becken.“ Maxis Eltern hoffen, dass ihm das Schwimmen auch im Alltag mehr Selbstvertrauen gibt. Und ihr Einsatz könnte in Zukunft auch anderen Kindern mit Handicap helfen. „Betroffene Eltern haben jetzt einen Ansprechpartner, an den sie sich wenden können“, weiß Susanne Meyn.

Weil die Familie Förstels Schwimmschule als Partner gewinnen konnte, wird der Kurs jetzt von der Almsick-Stiftung gefördert.

Von Sandra Hackenberg – Allgemeine Zeitung Uelzen